Rassegeflügelzucht Gnigler

Archives 12. Oktober 2021

Marans

Marans schwarz / kupfer

Aus das gleichnamige Fischerdorf nordöstlich von la Rochelle am Atlantik zurückgehend, ist die zuminderst hierzulande häufiger zu lesende scheinbare Umformung in die Einzahl

( Marans ) folglich in jedem Falle unkorrekt! Die intensiv dunkelbraune Eierschalenfärbung, die diejenige der traditionellen Konkurrenz aus Barneveld und Wesum noch einen Tick übertrifft, hat den Marans eine internationale Karriere beschert und insbesondere jenseits des Ärmelkanals zu langjähriger überdurchschnittlicher Beliebtheit geführt. Während man in Frankreich mit Angaben  zu eventuellen Ahnen vorsichtig ist, glaubt man in England,wohin die Marans 1929 gelangten, diese laut Hawkworths British Poultry Standarts (1982 ) unter gesperberten Mechelnern, Croad-Langschan, Coucou de Rennes, Faverolles, Barred Rocks, Brackeln und Gatinaise suchen zu müssen. Obwohl im Heimatland etliche weitere Farbvarianten vorkommen, sind bei Ausstellungen nur  Gesperberte, Weizenfarbige und Schwarz-Kupferfarbige geläufig. Auf Englischen Schauen findet man neben Schwarz und Gesperbert hingegen auch deren Abwandlungen in Gold – und Silber gesperbert, wie wir sie auch bei den Mechelnern in ihrer belgischen Heimat antreffen. Markantester Unterschied  zwischen französischer und englischer Zucht ist aber die leichte Fußbefiederung, oft nur die äußerste Zehe umfassend, auf dem Kontinent, während auf der Insel von jeher Glattläufigkeit kultiviert wurde. Zudem züchtet man in Frankreich eher auf einen intensiven Goldbraunton der Eischale ( extra-roux ) und weniger auf abgegrenzte Gefiederfärbung hin, wie es auf  einigen Spezialschauen für diese Rasse deutlich wurde. Zusätzlich festhaltenswerte Merkmale sind ziemlich langer, und breiter Rumpf, langer, starker Hals, flacher, leicht abfallender, im Sattel breiter Rücken, dabei ohne Kissenbildung und ausgerundet, breite bzw. weiträumige Brust, gut entwickelter, dabei nicht verfetteter Bauch, ziemlich kurze, fest anliegende Flügel, im Ansatz breiter, dabei kurzer, halbhoch getragener Schwanz, mittelgroßer Stehkamm mit nicht aufliegender Fahne, längliche, mittelgroße, emailefreie Ohrlappen, mittellange, gut gerundete Kehllappen, rot-orangefarbige Iriden, kräftiger, hornfarbiger Schnabel, kräftige Schenkel ohne Kissen – oder Stulpenbildung sowie mittellange, weiß oder blaßrosa  gefärbte Läufe, die bei Schwarz und Schwarz- Kupferfarbig auch grau bzw. dunkel sein dürfen.

Die 3,5-4 bzw. 2,5-3 kg schwere, eine außergewöhnlich hohe Anzahl mindestens 75g wiegender Eier produzierende Rasse hat im attraktiven Schwarz- Kupferfarbig die längst überfällige Standartaufnahme hierzulande endlich geschafft, nachdem ein erster Versuch vor einigen Jahren gescheitert war.

Zwerg Barnevelder

Zwerg Barnevelder

Das Städtchen Barneveld unweit von Utrecht avancierte nach dem 1. Weltkrieg geradezu zur niederländischen Metropole der kommerziellen Geflügelzucht. Nach Ende der dreißiger Jahre sollen allein 30 bis 40 Millionen Eier pro Jahr in alle Welt versandt worden sein. Auch der seinerzeitige Tiermarkt zählte bei einem Jahresumsatz von zirka einer Million verkaufter Exemplare zu den bemerkenswertesten der Niederlande.

Als die Rasse der Region 1922 erstmals nach Deutschland gelangte, hatte sie zunächst mehr als die Selektion auf möglichst dunkelbraune Schalenfärbung der Eier zu bieten. Zu diesem Zweck waren in heimische Landschläge zunächst Cochin, später dann Brahma, Croad-Langschan, gelbe Orpington, Rhodeländer,Goldwyandotten und wohl auch Indische Kämpfer eingekreuzt worden. Obwohl dieses Konglomerat aus allem, was der Verbesserung bzw. Festigung der Eifarbe dienlich gewesen war, zu diesem Zeitpunkt natürlich unmöglich durchgezüchtet sein konnte, setzten hierzulande bereits kaum später die Bemühungen ein, die Produzenten des umjubelten  Eies sogleich auch im Zwergformat entstehen zu lassen.

,, Markenzeichen “ der Zwerg – Barnevelder ist bis heute ihr braunes, zur Brut mindestens 40 g schweres Ei geblieben, obwohl überlegene Konkurrenz erwachsen sollte. Ob das auch daran liegt, dass die von BDRG – Zuchtbuch ermittelte durchschnittliche Jahresleistung von 150 Eiern leicht hinter den Zwerg – Welsumer zurückbleibt ? Bei 1100 bzw. 900 g Körpergewicht von Hahn und Henne ( Ringgröße 15 und 13 ) ist der waagrecht getragene Rumpf tief und gedrungen. Ideale Längen-Tiefe-Relationen entsprechen bei dem Verhältnis 3:2.

Nackthalshuhn

Entstehung und Herkunft des Nackthalshuhnes

In vielen Veröffentlichungen ist schon über die Entstehung und Herkunft des Nackthalshuhns geschrieben worden. Dabei wurden viele Theorien entwickelt, die man in der einzigartigen Monographie von B. Noack
 „
Das Nackthalshuhn“, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt 1958, nachlesen kann. Alle hier vorgetragenen Theorien namhafter Geflügelforscher können keinen schlüssigen Beweis über die Entstehung der Nackthälse bringen, es bleibt dem Leser dieser Ausführungen das Phänomen Nackthals rätselhaft. Dem Verfasser erscheint die Erklärung, die Noack, wohl der beste Kenner des Nackthalshuhns, in seiner oben erwähnten Schrift gibt, am plausibelsten, wonach die Nackthalsigkeit durch Mutation, d. h. durch plötzliche Veränderung des Erbgutes, die zufällig ist und nicht erklärt werden kann, entstanden ist. Es handelt sich hierbei praktisch um eine Laune der Natur.

Was die Herkunft der Nackthalshühner angeht, so kann man auch hier in Noacks Schrift interessante Theorien nachlesen: Die einen meinen das Huhn komme aus dem fernen Asien, andere aus Vorderasien, wieder andere aus Südamerika. Wie man sieht, kann uns die Literatur auch hier keine eindeutige Antwort geben. Über die Verbreitung des Nackthalshuhns ist zu sagen, das es heute wohl in fast allen Ländern der Erde vorkommt, wo auch andere Hühner gehalten werden. In Noacks Schrift ist u. a. zu lesen, dass der Preisrichter C. E. Weber aus Hannover, der bereits Hühner auf der ersten Internationalen Geflügelausstellung 1875 in Wien bewertet hat, die Nackthalshühner für eine Kreuzung von Malaien und Cochins hielt. Er war der Meinung, dass das Nackthalshuhn seine Entstehung dem Kulmhuhn in Indien verdankt, eine kämpferische Hühnerform mit nacktem Halse und weit stärkerer Federarmut als bei unseren heutigen Nackthalshühnern.Unsere heutigen Malaien-Hühner bieten ja auch ein Beispiel von unvollkommener Befiederung, da bei hochrassigen Tieren am Brustbein und an der Innenseite der Schenkel die nackte Haut sichtbar wird und hier ebenfalls Rotfärbung annimmt. Diese Theorie hat vor einiger Zeit durch eigene Nachforschungen große Aktualität erworben, über die ich hier kurz berichten möchte: Durch Zfr. W. Lamkemeyer aus Emsdetten, einem Malaien-Züchter, bin ich mit einem französischen Nackthalshuhn-Züchter, Herrn L. G. Faure, in Verbindung gebracht worden, der lange auf der Insel Madagaskar im Indischen Ozean gelebt hat und dort bereits Nackthalshühner gezüchtet hat. In der französischen Geflügelzeitschrift „La Revue Avicole“ wird mit Genehmigung des Herrn Faure über den „Nackthals von Madagaskar“ folgendes berichtet: L. G. Faure hat in den Jahren von 1937 bis 1944 bei vielen Hahnenkämpfen assistiert, die von Eingeborenen organisiert wurden.Diese Hähne waren größtenteils madagassische Nackthälse. Diese und andere Kampfhühner werden hier nicht systematisch gezüchtet, es sind Rassen, die über die ganze Insel verbreitet sind. In dem Artikel heißt es weiter, dass der madagassische Nackthals hoch zu Fuß ist, mit einem langen Schnabel, einem starken Hals und einem flachen Kamm. Er hat ein klares und stechendes Auge mit einem Adlerblick. Er hat gelbe Läufe mit sehr abstehenden und langen Zehen. Die Hähne werden ausnahmslos als Kampfhähne ausgebildet, was sehr plastisch beschrieben wird. Die Nackthalshennen werden als gute Bruthennen gelobt, die oft bis zu 30 Eiern ausbrüten können, sie sind hervorragende Mütter, die ihre Jungen bis aufs Äußerste verteidigen. So viel aus dem Artikel der französischen Geflügelzeitschrift, der u. a. auch noch einen recht lebensnahen Einblick in die Gewohnheiten der Inselbewohner bietet.Wenn Nackthalshühner auf der Insel Madagaskar vorkommen, so liegt der Schluss nahe, dass auch solche in Afrika, das ja nur etwa 400 km von der Insel entfernt liegt, leben. In der Tat konnte ich das aus eigener Anschauung feststellen, als ich im Jahre 1978 im Rahmen eines größeren Projekts der Landesvermessung des Staates Nigeria beruflich dort tätig war: Mitten im dichtesten Urwald, wo Eingeborene lebten, habe ich Nackthalshühner gesehen, die in der Größe etwa zwischen unseren großen Hühnern und den Zwergen liegen. Der Hals war zwar nicht ganz nackt, man muss sich ihn mit einem bei uns auch häufig bei Kreuzungen mit anderen Hühnerrassen vorkommenden Federbüschel, dem sogenannten „Schlips“ vorstellen. Aus dem Dargelegten wird man mit großer Wahrscheinlichkeit schließen können, dass das Nackthalshuhn auf der ganzen Erde verbreitet ist, was auch für andere Länder in Noacks erwähnter Monographie belegt wird.Es soll deshalb an dieser Stelle nicht weiter über die Herkunft dieser Rasse gerätselt werden, es sollen vielmehr noch ein paar Zeilen darauf verwendet werden, ab wann das Nackthalshuhn als Rassehuhn in das Rampenlicht der Geschichte tritt. Hier sind in den 1970er Jahren durch eine Leserzuschrift eines Herrn Z. Kenosay aus Rumänien (Anschrift beim Verfasser) und durch eigene Nachforschungen neuere Erkenntnisse zu Tage getreten: Es kann heute als gesichert angesehen werden, dass auf der ersten Internationalen Geflügelausstellung 1875 in Wien erstmalig auf einer Großschau Nackthalshühner gezeigt wurden. Es handelte sich dabei um 1,1 kuckucksfarbige oder gesprenkelte oder heute würde man sagen gesperberte Tiere. Ausstellerin war Frau Izabella von Szeremley aus Elisabethstadt in Siebenbürgen, heute Rumänien. In diesem Zusammenhang stößt man immer wieder auch in der neueren Literatur auf die irrige Feststellung, dass Frau von Szeremley auch als die Erzüchterin dieser Rasse angesehen wird, zumal nach der Wiener Ausstellung diese Hühner oft auch als Szeremley-Hühner bezeichnet wurden.